Großhandel
Kevin Schneevoigt befindet sich im zweiten Jahr der Selbstständigkeit als EDEKA-Einzelhändler. Seine Vision eines zeitgemäßen Supermarkts beinhaltet die Entwicklung von Menschen und den Einsatz moderner Technologien: Lebensmittelkompetenz ist für ihn somit auch digitale Warenwirtschaft, Self-Check-out-Kassen und der papierlose E-Bon.

Flexibel mit dem Wandel wachsen

Die Großhandelsstufe der EDEKA Minden-Hannover ist ein vielschichtig handelnder Verbund an Unternehmen. Sie verantwortet zum einen die Beschaffung sowie die stetige Weiterentwicklung und Vermarktung sämtlicher Sortimentsgruppen. Zum anderen steuert sie flexibel, präzise und bedarfsgerecht die Verteilung der Waren. Dabei gilt: Der Händler ist immer auch Logistiker. Und der Logistiker ist immer auch Berater und Dienstleister. Vervollständigt wird die Leistungspalette durch eine Reihe verbundeigener Produktionsbetriebe (siehe Kapitel Produktion ab Seite 70). In dem genossenschaftlich organisierten Verbund sind sämtliche Sparten fest miteinander verwoben. Im Zentrum steht der selbstständige EDEKA-Einzelhandel. Die auf ihn zugeschnittenen Höchstmaß an unternehmerischem Handlungsspielraum, eröffnen den mittelständischen Kaufleuten kontinuierlich beste Entwicklungsmöglichkeiten. Als starker Großhandelspartner unterstützt die EDEKA Minden-Hannover sie dabei, sich im dynamischen Marktgeschehen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels erfolgreich zu behaupten.

Die Effekte der Corona-Krise beeinflussten auch das zurückliegende Geschäftsjahr. Trotz der auf globaler Ebene zum Teil – insbesondere im Non-Food-Segment – spürbar beeinträchtigten Lieferketten stellte die EDEKA Minden-Hannover 2021 die Versorgung des Einzelhandels mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs jederzeit verlässlich sicher. Gleichzeitig positionierte sich der Unternehmensverbund vor dem Hintergrund volatiler Beschaffungsmärkte und konfrontiert mit teilweise extremen Preiserhöhungsforderungen seitens der Industrie einmal mehr als preiswürdiger Lebensmittelanbieter. Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für die EDEKA-Kaufleute im Absatzgebiet. Und aus Verbrauchersicht ein wichtiges Kriterium, sich für EDEKA als Einkaufsstätte zu entscheiden.

Sichtbare Sortimentskompetenz

Mit Blick auf das Konsumverhalten der Deutschen kristallisieren sich dabei zwei Trends heraus: der verantwortungsbewusstere Einkauf und die stärkere Nachfrage regionaler Erzeugnisse.

Für die Verbraucher spielt der sorgsame Umgang mit der Umwelt eine zentrale Rolle. Mit Blick auf das sich wandelnde Konsumverhalten der Deutschen kristallisieren sich dabei zwei Trends immer deutlicher heraus: der verantwortungsbewusstere Einkauf und die stärkere Nachfrage regionaler Erzeugnisse. Zwar kaufen die Menschen nicht mehr so oft ein wie vor der Pandemie. Dafür ist ihr individueller Warenkorb beim Besuch der EDEKA-Märkte im Durchschnitt größer geworden.

KEVIN SCHNEEVOIGT

In seinem EDEKA-Markt in Barsinghausen beschäftigt Schneevoigt rund 80 Mitarbeiter. Er ist sicher: Der Lebensmitteleinzelhandel hat seinen Platz in der Gesellschaft – insbesondere während der Pandemie – gefunden. Und der Kaufmann stellt die Weichen auf Zukunft.

DREI FRAGEN AN KEVIN SCHNEEVOIGT

» Es stecken große Chancen in der Digitalisierung und wir müssen uns damit intensiv beschäftigen. Das Thema hat zwei Seiten: Die Kundensicht und die kaufmännische Perspektive. Einerseits geht es darum, bequeme Einkaufs- lösungen und neue Erlebnisse zu schaffen. Andererseits sollen digitale Tools für mehr Effizienz sorgen.«
» Wir verschlanken mit unserer LUNAR-Warenwirtschaftslösung Abläufe und schaffen präzisere Bestellprozesse. So reduzieren wir Abschriften. Das führt zu mehr Zeit für unsere Kunden, für die Sortimentspflege und stärkt die Kommunikation im Team.«
» Die Erfolge werden sich von der Großhandlung bis zum Einzelhandel vor Ort erstrecken. Ein Beispiel: Indem nur noch Ware für den wirklich benötigten Bedarf geliefert wird, reduzieren sich zum einen Lkw-Fahrten. Und zum anderen werden weniger Lebensmittel verschwendet.«

Unverkennbare Sortimente dank Eigenmarken

Das Eigenmarken-Programm gewinnt für EDEKA zusehends an Bedeutung – und das in doppelter Hinsicht: Für die selbstständigen Kaufleute im Absatzgebiet der EDEKA MindenHannover ist es ein innovatives Differenzierungsinstrument, das ihnen zugleich attraktive Handelsspannen beschert. Bei ihren Kunden erfreuen sich die Eigenmarken-Artikel großer Beliebtheit, weil sie ihnen bei sehr guten Preis-Leistungsverhältnissen nachvollziehbare Mehrwerte gegenüber vergleichbaren Produkten bieten. Ergänzt durch erfolgreiche EDEKA-Exklusivprodukte wie Albi-Säfte, »Papa Joe’s« Tomaten-Ketchup oder event-bezogene Artikel entsteht ein unverkennbares Sortimentsprofil.

Im September des abgelaufenen Geschäftsjahres kam mit der neuen Premiummarke »Genussmomente« ein zusätzlicher Baustein im ohnehin schon vielfältigen Sortiment an Eigenmarken in die Märkte. Die Produkt-Range für besondere Anlässe umfasst rund 70 Spezialitäten und ist qualitativ im Premium-Segment angesiedelt. Die Auswahl der Produkte ist außergewöhnlich: Zu den »Genussmomenten« zählen beispielsweise echtes Steirisches Kürbiskernöl, Tiefsee Scallops oder auch Apple Crumble Eis. Alle Artikel überzeugen durch ausgewählte Zutaten, landestypische Rezepturen sowie besondere Herstellungsverfahren.

Die Produkt-Range für besondere Anlässe umfasst rund 70 Spezialitäten und ist qualitativ im Premium-Segment angesiedelt.

Total regional im Regal: Die neue und exklusive Marke »EDEKA Heimatliebe« setzt bei Qualität und Genuss neue Maßstäbe. Ob »Erdige Brandenburger«, »Scharfe Niedersachsen« oder »Sachsen-Anhalter Rübli« – die Märkte im Absatzgebiet bieten seit Sommer 2021 über 100 unterschiedliche Obst- und Gemüse-Artikel sowie Eier aus regionaler, sowohl konventioneller als auch biodynamischer, Landwirtschaft an. Herkunft und Transportwege sind transparent. Denn mit der digitalen Rückverfolgbarkeitslösung fTRACE® erhalten die Verbraucher via QR-Code schnell sämtliche Informationen zu den Lieferketten.

Qualitätsvorgaben ohne Wenn und Aber

Die uneingeschränkte Versorgung des EDEKA-Einzelhandels mit hochwertigen Lebensmitteln ist der zentrale Faktor der Aktivitäten des Großhandels. Um diese kontinuierlich zu gewährleisten, wird der Warenfluss entlang der Lieferkette auf mehreren Ebenen gesteuert: Zum Jahresende wurden 2.350 Lieferanten über die EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG an ihrem Unternehmenssitz in Hamburg verrechnet. Darunter viele global agierende Lebensmittelkonzerne. Die 800 umsatzstärksten Produzenten beliefern auf diesem Weg somit auch die EDEKA Minden-Hannover als eine von sieben EDEKA-Regionalgesellschaften. Als umsatzstärkste EDEKA-Region verhandelt die EDEKA Minden-Hannover zudem auf bilateraler Ebene usätzlich mit 1.550 Geschäftspartnern auf Herstellerseite.

Für alle Sortimentsgruppen gilt stets höchste Produktqualität und -sicherheit. Dazu hat der EDEKA-Verbund für alle Handelsstufen strikte Qualitätsvorgaben festgelegt, um so jederzeit die exakte Herkunft der Lebensmittel sowie ihre Produktionsbedingungen nachvollziehen zu können. Auf dieser Basis leitet der EDEKA-Verbund das strategische Ziel ab, sein Sortiment sukzessive ressourcenschonender und umweltfreundlicher zu gestalten. Neben den gesetzlichen Bestimmungen gehören allgemein anerkannte und etablierte Standards wie Qualität und Sicherheit (QS), GLOBAL G.A.P. oder International Featured Standards (IFS) als feste Bestandteile zu den definierten Qualitätsanforderungen. Genau wie die von EDEKA von sämtlichen seiner Geschäftspartner dauerhaft eingeforderte Einhaltung ökologischer und sozialer Mindeststandards.

Seit Ende vergangenen Jahres werden am Logistik-Standort in Lauenau vollautomatisierte Prozesse für die Kommissionierung von Obst und Gemüse getestet. Dabei stellt Roboter-Technologie Stapel von Europool-Kisten entsprechend der einzelnen Aufträge aus dem Einzelhandel bedarfsgenau zusammen. Im November dieses Jahres wird das Logistik-Drehkreuz Freienbrink ebenfalls auf die vollautomatisierten Abläufe umgestellt. Gemeinsam mit weiteren EDEKA-Regionen sowie der nationalen EDEKA-Tochter Netto Marken-Discount ist die EDEKA Minden-Hannover einer der ersten deutschen Lebensmittelhändler, der auf eine automatisierte Systemlösung für Obst und Gemüse setzt

Frische effizient organisiert

Die EDEKA Minden-Hannover verhandelt auf bilateraler Ebene zusätzlich mit 1.550 Geschäftspartnern auf Herstellerseite.

DAS EINHALTEN VON SOZIALSTANDARDS IST VERPFLICHTEND

Für sämtliche Lieferanten ist es verpflichtend, die EDEKASozialstandards und aktuell geltenden Konventionen und Empfehlungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) einzuhalten.

Der EDEKA-Verbund hat für sich im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung zudem eigene Standards definiert, die maßgeblich dazu beitragen, lückenloses Qualitätsmanagement zu garantieren. Wegweisend für den gesamten Lebensmitteleinzelhandel ist hier zum einen die Leitlinie zur verantwortungsvollen Gestaltung des Fisch- und Meeresfrüchtesortiments. Zum anderen setzen die strengen Vorgaben für Rückstandsmengen von Pflanzenschutzmitteln in der Warengruppe Obst und Gemüse branchenweit Maßstäbe.

Parallel dazu arbeitet der Unternehmensverbund daran, sein Angebot an ökologisch und fair produzierten Textilien Schritt für Schritt zu erweitern. Dazu trägt auch die EDEKA-Mitgliedschaft im Bündnis für nachhaltige Textilien bei.

FRISCH, KNACKIG – UND VOLLAUTOMATISCH

Frisches Obst und Gemüse zählen naturgemäß zu den sensibelsten Warengruppen. Nicht nur hier arbeitet die EDEKA Minden-Hannover ständig daran, ihre Logistikabläufe kosteneffizient zu optimieren. Entscheidend dabei: der kontinuierliche Erhalt eines hohen Frischegrades und bester Produktqualität. Dies gelingt dank schneller und verlässlicher Kommissionierung der Ware für die Märkte im Absatzgebiet, flankiert und abgesichert durch professionelles Qualitätsmanagement.

Seit Ende vergangenen Jahres werden am Logistik-Standort in Lauenau vollautomatisierte Prozesse für die Kommissionierung von Obst und Gemüse getestet. Dabei stellt Roboter-Technologie Stapel von Europool-Kisten entsprechend der einzelnen Aufträge aus dem Einzelhandel bedarfsgenau zusammen. Im November dieses Jahres wird das Logistik-Drehkreuz Freienbrink ebenfalls auf die vollautomatisierten Abläufe umgestellt. Gemeinsam mit weiteren EDEKA-Regionen sowie der nationalen EDEKA-Tochter Netto Marken-Discount ist die EDEKA Minden-Hannover einer der ersten deutschen Lebensmittelhändler, der auf eine automatisierte Systemlösung für Obst und Gemüse setzt

Automatisierung sichert Frische

Mit der Inbetriebnahme stärkt die EDEKA Minden-Hannover ihre Lieferfähigkeit.

AUSSENLAGER IN OSTERWEDDINGEN AM NETZ

Das stetige Umsatzwachstum auf der Großhandelsebene lenkte die strategische Logistik-Planung 2021 zudem nach Osterweddingen. Auch im dortigen Zentrallager war im Berichtsjahr einiges in Bewegung. Vor Ort wurde ein zusätzliches Außenlager angemietet, das Mitte Oktober ans Netz ging. Die Erweiterungsfläche umfasst 21.000 Quadratmeter und bietet Platz für weitere 3.560 Hochregal- und 3.900 Block-Plätze. Mit der Inbetriebnahme stärkt die EDEKA Minden-Hannover ihre Lieferfähigkeit.

In Lauenau läuft’s vollautomatisch
Klimafreundliches Flüssiggas für Lkw

PILOTPROJEKT: BIO-LNG NIMMT FAHRT AUF

Im Rahmen eines Testlaufs mit Flüssiggas (LNG) stellt der Partner Shell der EDEKA Minden-Hannover seit März 2021 reines Bio-LNG für ihre LKW-Flotte zur Verfügung. Der klimafreundliche Treibstoff wird aus landwirtschaftlichen Abfällen hergestellt und erfüllt die Kriterien der Erneuerbare-EnergienRichtlinie 2 (REDII) der Europäischen Union. Damit ist es ein Produkt nachhaltiger Kreislaufwirtschaft. Das gemeinsame Projekt eröffnet die Möglichkeit, drei EDEKA-Lkw des Herstellers IVECO für rund ein Jahr mit bis zu 95 Prozent weniger CO2-Emissionen im Vergleich zu einem Diesel-Lkw zu betreiben. Zum Jahresende waren bereits etwa 50 umweltfreundlichere LNG-Lkw von IVECO auf den Straßen des Absatzgebiets im Einsatz.

Drei Bio-LNG-EDEKA-Lkw können für rund ein Jahr mit bis zu 95 Prozent weniger CO2-Emissionen als ein vergleichbarer Diesel-Lkw betrieben werden.

EFFIZIENTE EINZELHANDELSLÖSUNG

Während im Einzelhandel die Kunden von digitalen Einkaufshelfern unterstützt werden, profitieren die Teams in den Märkten sämtlicher Vertriebsformate der EDEKA Minden-Hannover ebenfalls von der voranschreitenden Digitalisierung. Rund 800 der insgesamt 1.414 Standorte im Geschäftsgebiet, darunter 360 Märkte der selbstständigen EDEKA-Kaufleute, nutzten zum Ende des Berichtsjahres das SAP-basierte RWWS-Warenwirtschaftssystem für den Einzelhandel. Und der massenhafte Rollout geht – in Zeiten von Corona unter erschwerten Rahmenbedingungen – zielgerichtet weiter. Denn die Softwarelösung macht alle Abläufe, von der Warenbestellung bis zum Eingang der Artikel, schneller, sicherer und damit deutlich effizienter. Mobile Geräte zur Datenerfassung (MDE) von Joghurt, BioKäse und Co. arbeiten dabei unter dem RWWS-Dach mit der kompletten Hardware eines Marktes, also Kassen und Waagen, zusammen.

MDE sind ständige Begleiter des Marktpersonals. Sie halten jederzeit alle aktuellen Artikel-Daten bereit. Die Mitarbeiter können ihren Kunden so an Ort und Stelle valide Preisauskünfte geben oder sich selbst über die Warenbestände informieren. Die nächste Generation mobiler Warenwirtschaft namens »NEMO« lässt parallel zu den Standardfunktionen anhand moderner Android-Geräte sogar die Nutzung weiterer Apps zu. Beispielsweise des Intranets oder des »EDEKA Wissensportals«

PLATZ IM PORTEMONNAIE (UND PAPIER) SPAREN

Die Einführung des E-Bon in den Märkten begann im letzten Quartal des vergangenen Jahres zunächst als Testphase. Die Kunden erhalten darüber die Möglichkeit, zwischen einem Kassenbon aus Papier und dem neuen elektronischen Bon zu wählen. Per QR-Code kann nach dem Einkauf die Verbindung zum Herunterladen des E-Bon auf das Smartphone hergestellt werden. Der steht den Kunden 24 Stunden zum Download bereit. Gegenwärtig (Stand: 26. April 2022) bieten 450 Einzelhandelsstandorte die elektronische Alternative an. Darüber hinaus halten Self-Check-out-Kassen Einzug in immer mehr Märkten. Die modernen Systeme, an denen die Kunden den Bezahlvorgang bequem selbst in die eigenen Hände nehmen können, waren zum Abschluss des Berichtsjahres schon in 85 Märkten im Einsatz.